Eröffnung der Ausstellung „Nach Westen. Zuwanderung aus Osteuropa ins Ruhrgebiet“

Kooperationsprojekt mit dem LWL-Industriemuseum Zeche Hannover

„Ich glaube, dass ich zwei Heimaten habe.“ Emir Hamidović hat die Hälfte seines Lebens in Serbien verbracht. Seit über zehn Jahren lebt der 25jährige in Deutschland. Das Studium der Slavistik an der Ruhr-Universtität Bochum führte ihn jetzt dazu, seine Geschichte zu erzählen. Biographien wie die des jungen muslimischen Serben stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Nach Westen. Zuwanderung aus Osteuropa ins Ruhrgebiet“, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom 10. Juni bis 28. Oktober 2012 in seinem Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum zeigt. Studentinnen und Studenten des Seminars für Slavistik/Lotman-Instituts erstellten die Ausstellung im Rahmen eines zweisemestrigen Seminars, das Dr. Ingo Grabowsky gemeinsam mit Museumsleiter Dietmar Osses anbot.

[CLEAR]

Nach_Westen_1.jpg
Nach_Westen_2.jpg

Die Studentinnen und Studenten des Seminars, die zum Großteil selbst eine Zuwanderungsgeschichte haben, erforschten die Migration vier großer slavischsprachiger Gruppen ins Revier. Erstens sind dies die Zuwanderer aus Polen, die die Geschichte des Ruhrgebiets bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts prägen. Zweitens zählen dazu die Immigranten aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten. Die dritte und vierte Gruppe bilden Zuwanderer aus der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten: Es handelt sich um die jüdischen Kontingentflüchtlinge, die heute zu einem Wiedererstarken jüdischen Lebens in Deutschland beitragen, und um die deutschstämmigen Aussiedler, die aus den Verbannungsgebieten in Kasachstan oder Sibirien nach Deutschland gekommen sind, deren Muttersprache zumeist Russisch ist – eine Folge jahrzehntelanger Stigmatisierung.

[CLEAR]

Nach_Westen_3.jpg

Die Kommilitoninnen und Kommilitonen lernten bei der Arbeit an der Ausstellung nicht nur etwas über ihre Geschichte: Sie erhielten darüber hinaus einen ersten Einblick in ein potentielles Arbeitsfeld für Geistes- und Kulturwissenschaftler, nämlich das Ausstellungs- und Museumswesen. Grundlagen der Museumsarbeit, Ausstellungskonzeption, Objektmanagement, Ausstellungsgestaltung, Texterstellung, aber auch Migrationstheorie und Fragen der Darstellung von Migration im Museum waren die Punkte, die im Seminar behandelt wurden. Die Studentinnen und Studenten recherchierten Dinge und Geschichten, verfaßten Objekt- und Thementexte. Die Chance, im Studium eine Arbeit zu produzieren, die für ein breites Publikum interessant ist, wurde mit stetig wachsender Begeisterung wahrgenommen. Drei Studentinnen – Kristina Romanov, Maria Sesler und Inga Kotzyba – nutzten die Gelegenheit und absolvierten ein Praktikum im LWL-Industriemuseum.

[CLEAR]

Stolz präsentieren die Beteiligten bei der Pressekonferenz das Produkt der gemeinsamen Arbeit:

Nach_Westen_4.jpg

Museumsleiter Dietmar Osses, LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale, Dr. Ingo Grabowsky vom Seminar für Slavistik,
Katarzyna Malaczynska, wissenschaftliche Volontärin des Museums
sowie als Teilnehmende des Seminars Maria Sesler, Emir Hamidović und Kristina Romanov.

Nach_Westen_5.jpg

Zur Eröffnung der Ausstellung am 10. Juni sprach zunächst Michael Pavlicic, 1. stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe. Herr Pavlicic ging insbesondere auf den historischen Rahmen der Zuwanderung ins Ruhrgebiet ein und hob die Bedeutung des Standorts Zeche Hannover als Ort der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Migration hervor.

[CLEAR]

Nach_Westen_6.jpg

Erika Stahl, Bürgermeisterin der Stadt Bochum, würdigte die Zusammenarbeit des Seminars für Slavistik/Lotman-Instituts der Ruhr-Universität Bochum mit dem LWL-Industriemuseum. Insbesondere hob sie die Bedeutung polnischer Einwanderer für die Stadt Bochum hervor.

[CLEAR]

Nach_Westen_7.jpg

Dr. Ingo Grabowsky, Ideengeber der Ausstellung, erläuterte die gemeinsame Arbeit im Proseminar. Er würdigte vor allem die Leistung der an der Ausstellungsvorbereitung beteiligten Studentinnen und Studenten.

[CLEAR]

Nach_Westen_8.jpg

Zuletzt stellte Dietmar Osses, der Leiter des LWL-Industriemuseums Zeche Hannover, die inhaltlichen Grundzüge der Ausstellung dar. Osses dankte den Leihgebern und Kooperationspartnern, zu denen u.a. das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, die Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund, das Kompetenzzentrum für Integration, Arnsberg, und der Verein für Russlanddeutsche, Essen, zählen.

[CLEAR]

Nach_Westen_9.jpg

Die Ausstellungseröffnung traf auf regen Zuspruch des zahlreichen Publikums.

[CLEAR]

Nach_Westen_10.jpg

Mit Interesse betrachteten die Leihgeberinnen und Leihgeber, wie ihre Lebensgeschichten und Objekte museal dargestellt wurden.

[CLEAR]

Nach_Westen_11.jpg

Besonderes Wohlgefallen riefen die Großporträts hervor, die die Fotografen Martin Holtappels und Anne Hudemann für die Ausstellung von einigen der Zuwanderer machten.

[CLEAR]

Nach_Westen_12.jpg

Großes Lob rief auch die stimmungsvolle musikalische Untermalung hervor.

[CLEAR]

Ein unter anderem von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts erstellter Ausstellungskatalog erscheint am 15. Juni 2012.

 

Nach Westen. Zuwanderung aus Osteuropa ins Ruhrgebiet

10.6. bis 28.10.2012

LWL-Industriemuseum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum

Geöffnet Mi - Sa 14 - 18 Uhr, So 11 - 18 Uhr

Weitere Informationen zur Ausstellung: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/wim/portal/S/hannover/Ausstellungen/nachwesten/

Text: Seminar für Slavistik l Lotman-Institut unter Verwendung des LWL-Pressetextes

Fotos: Ira von Diepenbroick-Grüter, Anne Hudemann

Aktuelle Presseberichte zur Ausstellung: